Radschläge – Welche Felge ist die Richtige?

„Schon wieder eine Acht!“

Beim Roulette könnte diese Feststellung tüchtig Laune machen. Wenn aber ein Radfahrer vom „Achter“ spricht, ist damit eine verbogene Radfelge gemeint – und das ist kein Spaß. Davon können Generationen von Radlern zahllose Storys erzählen. Hat es doch seit Erfindung der Draisine (dem Urahn des heutigen Fahrrads) 1817 über 150 Jahre gedauert, bis eine wirksame Lösung gegen verbogene Radfelgen erfunden war: Die Hohlkammerfelge aus Aluminium mit verzinkten Speichen.

Beim Rad aus Holz fing es an

Wobei die Geschichte dieser Entwicklung mit der Holzfelge begann. Auf Traditionsveranstaltungen kann man diese Radkonstruktionen an alten Kutschen oder Getreidewagen noch in Aktion sehen. Mit einer Nabe in der Mitte, auf der die Holzspeichen den Belastungsdruck beim Transport der Waren oder der Insassen abgeben. Das Ganze zur Stabilisierung von einem Eisenring umschlossen.

Unveränderte Konstruktion

So weit so historisch. Doch so sehr sich die Zweiräder seit der Erfindung von Karl Drais (1758-1851) zu wahren Hightech-Rädern entwickelt haben – das Konstruktionsprinzip des Speichenrades hat sich nicht verändert.

Stabilität durch Hohlkammern

Aus gutem Grund. Denn der Klassiker, die aus mehreren Böden bestehende Hohlkammerfelge ist gleichzeitig auch die stabilste. Egal, wie schwer das Gewicht von Fahrer und Beipack darauf lastet: Das Prinzip der zwei übereinander gesetzten u-förmigen Hohlkammern ist unkaputtbar. Insofern, als dass selbst bei XXX-Extrembelastungen lediglich die Konstruktion verstärkt werden muss.

Erschwinglich für jedes Budget

Ein weiterer Vorteil dieser Radfelgen sind die verhältnismäßig niedrigen Kosten von 20 bis 150 Euro im Durchschnitt. Dank einer weltweit verbreiteten, industriellen Herstellung. Die seit etwa den 1960-er Jahren konsequent von Stahlfelgen auf solche aus Aluminium umgestellt worden war.

Endlich leicht zu handhaben

Vorrangig um dem Faktor Gewicht entgegen zu wirken. Das Fahrrad wurde immer beliebter, nicht zuletzt für die ganze Familie. Transportieren aber konnten nur starke Männer die Vehikel. Das war einerseits ein Ärgernis, hielt aber auch viele Menschen davon ab, sich ein Fahrrad anzuschaffen.

Volksgesundheit und Umweltschutz

Zwanzig Jahre später hatten die Alufelgen sich durchgesetzt und dem Fahrradboom waren keine Grenzen mehr gesetzt. Was insbesondere beim Thema Volksgesundheit einen hohen Stellenwert einnimmt und in Sachen aktivem Umweltschutz unschlagbar ist.

Jenseits viel befahrener Routen

Darüber hinaus oder auch an erster Stelle ist für viele Radfahrer das „Erlebnis Radeln“ von besonderer Bedeutung. Ohne Einengung unterwegs sein zu können. Die Freiheit genießen zu können, weite Strecken mit aktiven Unterbrechungen in Bus und Bahn zu bewältigen. Auch jenseits der viel befahrenen Routen bequem und sicher zu radeln. Und gerne die Berge rauf und runter. Das macht keine „normale“ Felge mit. Von Achten bis hin zu schweren Stürzen sind da alle Unglücke drin.

„Ferrari“-Style

Um solche Dramen möglichst auszuschließen, bieten hochtechnisierte Leichtbaufelgen die notwendigen Alternativen. Bis hin zu denen aus carbonfaserverstärktem Kunststoff (CFK), der so genannten „Ferrari-Variante“. Jedoch sind diese Varianten mit Preisen von 450 bis 1500 Euro pro Felge eher im Rennradbereich üblich. Hier und da auch bei Mountainbikes. Wobei sie schnittig und so superschick sind, dass man schon mal in Grübeln kommen kann…

Leichte Handhabung und sicheres Bremsen

Doch zurück ins wahre (Freizeitradler-) Leben, denn Leichtbaufelgen sind in zahlreichen Ausführungen für jeden Einsatzbereich konzipiert. Über den „Faktor der Leichtigkeit“ hinaus bieten sie zudem die ideale Voraussetzung für eine sichere Bremswirkung. Man denke an die Felgenbremse bei Nässe!

Abrieb der Felge durch bremsen

Um auch diesem Unsicherheitsfaktor Paroli zu bieten, sollte man den Zustand des Verschleißmarkers nicht aus den Augen verlieren. Verschleißmarker? Genau, das ist die Rille entlang der kompletten Felge in Höhe der Bremsbeläge. Oftmals sogar eingefärbt zeigt sie den Abriebverschleiß der Felge an. Da droht Gefahr nicht erst, wenn die Rille nicht mehr zu sehen ist.

Schwere Stürze möglichst ausschließen

Je abgenutzter die Felge ist, desto stärker wird sie durch die eintretende Bremswirkung belastet. Eine „Acht“ ist dann noch das geringe Übel, denn auch ein Auseinanderbrechen der Felge wäre nicht ungewöhnlich.

Die Folge:

Ein zersplittertes Felgenhorn, ein abgesprungener Reifen und ein geplatzter Schlauch. Die Folge dessen mag ein geübter Radfahrer beim Hinterrad noch auffangen können. Wenn dies jedoch mit dem Vorderrad geschieht, ist ein gefährlicher Sturz mit schweren Verletzungen kaum auszuschließen.

Hauptsache sicher!

Ein früher Austausch der Felge sollte darum selbstverständlich sein. Was bei einem Kostenfaktor von 20 bis 150 Euro auch wirklich keine Affäre ist. Man fährt ja auch sonst nicht Ferrari. Und wenn doch, sind die teuren „Schluffen“ auch kein Problem J. Hauptsache sicher!