Als einer der beliebtesten Radfernwege Deutschlands beginnt der Elbe-Radweg dort, wo man mit dem Fahrrad gar nicht hinkommt. Auf 1386 Metern Höhe im tschechischen Teil des Riesengebirges an der „Pramen Labe“, der Quelle der Elbe. Die wiederum gar keine richtige Quelle, sondern ein Zusammenfluss aus verschiedenen kleinen Bächen ist.
Nationalheiligtum
Die sammeln sich in einem steinernen Brunnen, der vor gut 200 Jahren geschaffen wurde, um der „Labe“ (Elbe) einen symbolischen Ursprung zu geben. Gleichzeitig ist dieser Ort tschechisches Nationalheiligtum, Pilgerstätte und Mittelpunkt faszinierender Landschaftsszenerien. Mit den tiefblauen Gletscherseen Velký Stav und Malý Stav schon auf polnischem Gebiet, mit der Schneekoppe, mit zauberhaften Tälern, einem Netz von Wanderwegen und – der Elbe in Form von Wasserfällen wie dem Pancava Wasserfall.
Rübezahl is watching you
Das muss man erlebt haben! Also lässt man die Fahrräder im fünf Kilometer talabwärts gelegenen Ort Spindleruv Mlyn, fährt von dort mit dem Sessellift auf den Berg hinauf und folgt den rot und gelb markierten Wanderwegen bis zur „Pramen Labe“ um dort auch unbedingt ein Geldstück zurückzulassen. Schließlich lebt der Sage nach Gevatter Rübezahl im Riesengebirge und dass der den Menschen Gutes will, auch das ist bekannt. Das kann man sich ja mindestens zehn Cent kosten lassen…
Einfach radeln
Zurück geht´s über den blau markierten Wanderweg. Dabei stimmen die traumhaften Aussichten perfekt auf das kommende „Sight-seeing“ auf dem Elbe-Radweg ein. Der bis zur Mündung der Elbe in Cuxhaven/in die Nordsee 1220 Kilometer lang und größtenteils asphaltiert, autofrei und eben ist. Ideal also für Freizeitradler und Familien mit Kindern ab 12 Jahren. Streckenweise ist die Route auch als Wanderweg angelegt, doch kommt man sich nicht in die Quere.
Aktuelle Streckenkarte
In der Tschechischen Republik ist der Elbe-Radweg (340 Kilometer lang und als Melnik 24 ausgezeichnet) nicht ganz so perfekt ausgebaut wie jenseits der deutschen Grenze. So führt nur etwa ein Drittel der Strecke über angelegte Radwege. Die restliche Route über Nebenstrecken, die hier und da auch von Autoverkehr frequentiert sind. Zudem lässt die Ausschilderung des Elbe-Radwegs in der Tschechischen Republik zu wünschen übrig. Man sollte unbedingt eine aktuelle Straßenkarte beziehungsweise ein Navi dabei haben.
Prag nicht weit entfernt
Umso beeindruckender ist die Natur. Da schlängelt sich die Route durch die Felslandschaften des Riesen- und des Elbsandsteingebirges. Verläuft dann entlang des Flussufers und in die Städte Hradec Kralove und Kolln. In Melnik sieht man die Moldau in die Elbe fließen. Von hier aus führt ein Abzweig über den Moldau-Radweg (Melnik 2) in die 66 Kilometer entfernte Hauptstadt der Republik Tschechien, nach Prag.
Jenseits der Grenze
Gut 80 Kilometer sind es noch bis zur deutschen Grenze. Nahe am Fluss, durch die grandiose Landschaft des Nationalparks Böhmische Schweiz. Er geht jenseits des deutschen Grenzortes Bad Spandau über in den Nationalpark Sächsische Schweiz.
Trip für die Sinne
Hier wird das Radeln zum sprichwörtlichen Spaziergang. Über perfekt angelegte Radwege (R 2) und in weiten Teilen dem Fluss folgend, gestalten sich die verbleibenden 840 Kilometer bis zur Nordsee als ein wahrer Trip für die Sinne. Mit kulturellen Highlights wie in den Städten Dresden mit dem Zwinger, der Frauenkirche und der Semperoper. Oder Meißen mit der Porzellanmanufaktur und einer Altstadt zum Verlieben.
UNESCO-Welterbe und Nationalparks
Magdeburg, der Grünen Zitadelle wegen und Havelberg mit dem berühmten romanischen Dom. In Dessau locken die UNSECO-Welterbestätten Bauhaus und Meisterhäuser, und erst recht das faszinierende Gartenreich Dessau–Wörlitz im Biosphärenreservat Mittelelbe. Die Sächsische Weinstraße, das Elbtal und fast zum Ende hin auch Hamburg mit der Hafen-City, der Elbphilharmonie und auch St. Paulis wegen sind nur einige der weiterhin nennenswerten Ziele. Bis man am Ufer des Nationalparks Wattenmeer angekommen ist.
Gut schlafen – wenn früh genug gebucht
Entlang des gesamten Elbe-Radweges sind Unterkünfte und Restaurants zahlreich. Campingplätze, Pensionen, Jugendherbergen, Privatzimmer, Hotels bis *****Sterne-Standard und natürlich Radfahrerhotels mit speziellen Services. Da gibt es abschließbare Fahrradboxen, und alles erdenkliche Flickzeug und die Adressen zuverlässiger Reparaturwerkstätten. Plus der Möglichkeiten, nasse Kleidung zu trocknen, Lunchpakete für die Weiterfahrt zu erhalten und so weiter. Kurz, alles was ein Radlerherz zufrieden stellt. Um Komplikationen, sprich Auskünften wie „Wir sind leider ausgebucht“ vorzubeugen, sollten alle Unterkünfte, in der Tschechischen Republik wie in Deutschland früh genug gebucht werden.
Lebensart: Ausgiebig schlemmen gehört dazu
Dass zu einer solchen Reise auch die Genüsse der jeweils regional-typischen Schlemmereien gehören, ist selbstverständlich. Einschließlich herrlicher Erlebnisse mit Getränken, deren geschmackliche Finesse man bisher noch nicht mal erahnt hat. Man lernt eben nie aus, denn die Facetten der Welt auf zwei Rädern kennen lernen und es sich dabei rundum gut gehen lassen – das ist Lebensart!
Genießer im Paradies
Da kommt es doch wie gerufen, dass die Sächsische Weinstraße von Pirna bis nach Diesbar-Seußlitz fast parallel zum Elbe-Radweg verläuft. Entlang scheinbar endloser Weinberge, durch historische Ortschaften und berühmte Städte wie Meißen beispielsweise – stets auf den Pfaden uralter Traditionen. Dazu laden alteingesessene Winzer in urigen Straußwirtschaften und Lokalen zum Verweilen ein. Schließlich, so sagt man hier, ist Natur pur einem nirgendwo näher als „im Weinglase vor der Nase.“
Malerische Schifffahrt
Und als wäre all das noch nicht genug, setzt eine Schifffahrt mit dem historischen Raddampfer von Meißen nach Diesbar und Seußlitz dem Erlebnis „Sächsische Weinstraße im Elbe-Radweg“ noch eine Krone landschaftlicher Superlative auf. Doch weiter geht´s Richtung Norden und während die Erinnerungen an diese Erlebnisse sich mit den kommenden Eindrücken vermischen, wird einmal mehr die Vielfalt des europäischen Radtourismus deutlich. Der Elbe-Radweg ist das beste Beispiel dafür.
Kein Angeberwissen, ganz zum Schluss
Wussten Sie, dass die Elbe bis nach Cuxhaven als Binnenelbe bezeichnet wird und von dort als Außenelbe in die Nordsee fließt? Isso, wie man hier sagt, denn das ist kein Angeberwissen.
Tipp: In Torgau, im Landkreis Nordsachsen in Sachsen gelangt man über den Elbe-Radweg direkt zur Radfahrerkirche Weßnig. 2003 für Besucher geöffnet ist die barocke Dorfkirche ein Ort, an dem Radfahrer gerne eine Pause einlegen. Wo man sich trifft und sich austauscht.
Das geschieht auch in der Radfahrerkirche Wehlen, im gleichnamigen Ort gelegen, direkt an der Einfahrt zum Nationalpark Sächsische Schweiz.
Erfahre mehr über den Elbe-Radweg unter: https://www.elberadweg.de/